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Pham Thai Ho setzt sich in seiner Einzelausstellung „Schön kann jeder – Volume 2“ mit der Aufrichtigkeit des künstlerischen Schaffens und der Bescheidenheit in der Kunst auseinander. Ihm ist es wichtig zu verdeutlichen, dass Kunst nicht von allein entsteht – sie erfordert Arbeit, Hingabe und tiefgehende Auseinandersetzung. Eine rein ästhetische Darstellung ersetzt diesen Prozess nicht, sondern bleibt an der Oberfläche. Damit zieht Ho eine klare Grenze zwischen dekorativer Schönheit und wahrer Kunst.

Er betont, dass Kunst mehr sein muss als bloße Ästhetik. Ihr Wert entsteht nicht allein durch visuelle Anziehungskraft, sondern durch ihre inhaltliche Tiefe und ihren kunsthistorischen Kontext. Ein echtes Verständnis für Kunst geht über das Offensichtliche hinaus und erfordert eine Auseinandersetzung mit den historischen, kulturellen und konzeptuellen Hintergründen eines Werkes.

Mit besonderer Kritik begegnet Ho der Vorstellung, dass die reine Nachahmung eines Kunstwerks oder einer Technik die gleiche Bedeutung habe wie das Original. Er hebt hervor, dass der schöpferische Prozess – das Entwickeln neuer Ideen, das Experimentieren und sogar das Scheitern – für die Tiefe und Authentizität eines Werks unerlässlich ist.

Gleichzeitig fordert er dazu auf, Kunst nicht nur als schmückendes Objekt zu betrachten, sondern als Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern. Statt sich nur von der äußeren Form eines Kunstwerks beeinflussen zu lassen, solle der Betrachter die Gedanken und Emotionen hinter dem Werk hinterfragen und sich intensiver damit auseinandersetzen.

In der Ausstellung wird unter anderem die Videoarbeit „Kreislauf des Schmerzes“ präsentiert. In diesem Werk tätowiert Ho mit einer farblosen Nadel einen Kreis in seine Handfläche. Das austretende Blut nutzt er, um es auf Papier zu drucken und so eine limitierte Auflage zu schaffen. Diese Aktion erinnert an den Wiener Aktionismus – Ho setzt sein eigenes Herzblut in die Kunst, während der Schmerz dabei bewusst übergangen wird.

Erstmals in München zeigt Ho auch die Serie „Ehrliche Haut“. Dafür tätowiert er Silikonhaut mit Motiven aus der Tattoo-Welt – inspiriert von den Tattoos seiner Kunden, die ihre Motive durch Schmerz auf der Haut tragen. Hier jedoch präsentiert er die Motive in einer schmerzlosen Form und nutzt seine künstlerische Freiheit, um sie neu zu interpretieren.