Der Abschied – so heißt das letzte Bild der Serie „Das Lied von der Erde“. Doch dass ein Abschied auch immer ein Neuanfang ist, beweist Kejoo Park mit ihrer neuen Serie „Wanderer“. Dem Weggehen, um Neues zu beginnen, sich in ein neues Leben aufmachen, das ist ein Schritt, der viele Emotionen mit sich bringt. Schmerz und Neugier, Mut und Niedergeschlagenheit. Dem Neuanfang liegt immer Positives wie Negatives zugleich inne.

In der neuen Serie „Wanderer“ setzt ich Kejoo Park künstlerisch mit dem Thema Reise und Wandern auseinander. Es geht um das Wandern in der Natur, aber auch die Reise zu sich selbst. Den Werken liegen die Gedankenwelt der Romantiker und die Motive der Naturlyriker zugrunde. Sie sahen in der Natur eine Möglichkeit, sich selbst zu erkennen. Durch einsame Streifzüge in Wäldern, an Küsten oder Seen, suchten sie auch zu sich selbst. Wandern als Zweck der Selbsterkenntnis.
Denken wir an das romantische Symbol der Blauen Blume, die von der Sehnsucht zeugt, durch Naturerkenntnis Selbsterkenntnis zu erlangen. Wo sich Kejoo Park in „Das Lied von der Erde“ mit dem gleichnamigen sinfonischen Liederzyklus des Spätromantikers Gustav Mahler auseinandersetzt, ist es nun das lyrische Schaffen von Dichtern wie Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und das Naturverständnis von Friedrich Hölderlin im Mittelpunkt. Sie alle setzen sich mit dem Wandern in der Natur auseinander und damit, was es bewirkt. Von Einsamkeit ist die Rede, vom Alleinsein. Vom einsamen Wanderer als Sinnbild der Isolation. So heißt es bei Hesse:
„Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den anderen. Jeder ist allein.“ Der Wanderschaft haftet Romantisches an, gar Melancholisches. Doch Reisen beinhaltet immer Momente des Wandel und der Veränderung. Wer offen und mit Neugier auf das Unbekannte entdeckt, entgeht dem Stillstand. Hesse drückt es so aus: „Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“. Ortswechsel bringen neue Eindrücke, Emotionen und Erkenntnisse, die alles ändern können . Äußere Landschaften verändern innere. Mal schleichend, mal schlagartig. Kejoo Park, selbst Reisende zwischen Kontinenten, inneren und äußeren Orten, nähert sich malerisch Themen wie Heimat, Erinnerung, Sehnsucht, Abbruch und Neuanfang. In der Dualität ihrer Bilder, kreiert sie aus Kontrasten Einheiten. Mit ihrer Bildsprache bringt sie Innen- und Außenwelt, Ende und Anfang zusammen und erinnert damit an die Romantiker, die danach strebten, Gegensätze aufzulösen. Endlich oder unendlich? Traum oder Wirklichkeit? Die Grenzen dürfen fließend sein.