Reihen, Wiederholung, Variation und das in theoretisch unendlicher Fortsetzung – Das Prinzip der Serie ist in Bernhard Pauls Malerei gleich mehrfach vertreten. Das künstlerische Konzept, die Musik, die der Malerei zugrunde liegt und der zeitliche Aspekt des Herstellungsprozesse, all das ist dem Seriellen verhaftet. Für Bernhard Paul ist die serielle Produktionsweise eine Bildsprache, die er ständig erprobt und erweitert.
Vergleichbare Prozesse fanden in der Musik ab 1910 statt. Ähnlich wie die serielle Malerei etablierte Werte der Ästhetik in Frage stellte, brachten die Strömungen der sogenannten „Neuen Musik“ eine Neuorientierung der musikalischen Sprache hervor. Durch die schrittweise Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität bis hin zur Zwölftonmusik brach die Neue Musik mit dem harmonischen System. Dissonanz, Mehrstimmigkeit und eine radikal neue Ästhetik waren die Folge.
Bernhard Paul nimmt die „Neue Musik“ als Grundlage seiner Kunst und konzipiert aus diesem Einfluss Malvorgänge. Die ständigen Wiederholungen, Konstanten und Unterbrechungen bringt Paul als Abfolge von Pinselstrichen und rhythmischen Duktus auf die Leinwand. Mit diesem Verfahren erzeugt der Künstler Ergebnisse wie die Komponisten: Klang, Mehrstimmigkeit, Dissonanz.
Man könnte Bernhard Pauls Bilder als gemalte Kompositionen, als verbildlichte Musik, verstehen, doch damit würde man seiner Malerei nicht gerecht. Es ist mehr als das. Die strikte Gleichförmigkeit und systematische Malweise erzeugt beim Betrachter eine Irritation, eine Überforderung in all der Klarheit der Formensprache. Wenn sich die einzeln aufgetragenen Farben im Auge des Betrachters vermischen, die Linien, Wiederholungen und Reihen als Ganzes betrachtet werden, dann entsteht ein Flimmern, das alle Sinne befällt. Die Farbflächen der einzelnen Werke erscheinen mehrdimensional und schwellen als Serie zu etwas Größerem an.